Stabilität und Ordnung
Blau steht für Sicherheit, Stabilität und Ordnung. Damit ist Blau die Entwicklungsstufe des modernen Staates mit seinen Institutionen (Polizei, Rechtsprechung, Sozialversicherung, Bildungssystem, Bundeswehr etc.). Das Blau ist in Deutschland gesellschaftlicher DNA ausgeprägt vorhanden, deswegen gelten die Deutschen gleichermaßen als zuverlässig und als verbindliche Geschäftspartner. Und die blaue Seite von Deutschland ist natürlich auch attraktiv für Schutzsuchende.
Im politischen System prägt die blaue Logik das Denken in Rechts-Links-Schemata, politischen Lagern, Stammwählern etc.
Blau definiert richtig und falsch, zu erreichende Qualität, Kriterien von Ordnung etc. Die CDU/CSU und die SPD binden einen guten Teil ihrer Wähler in dieser Weise. Wobei diese Gruppen mit der zunehmenden gesellschaftlichen Dynamik spätestens seit den 1980er Jahren signifikant schrumpfen.
Gleichzeitig gilt, dass die Lösungsmuster des Blau an vielen Stellen den heutigen, vielschichten Herausforderungen nicht mehr entsprechen – die Welt ist komplexer geworden. Feste Öffnungszeiten von Behörden sind mittlerweile ebenso unpassend wie ein auf stereotype Selektion ausgerichtetes Bildungssystem.
Der Gegenentwurf wäre das flexible und dienstleistungsorientierte Orange (siehe dort).
In dieser Gemengelage entsteht eine paradoxe Situation: Ein Teil der Gesellschaft erlebt die Störungen im Purpur sehr intensiv und bräuchte ein verlässliches Blau, das mit seiner Ordnung und seiner Nüchternheit die purpurnen Irritationen „einpackt“ und auffängt. Auf der anderen Seite sind die blauen Ansätze und Prinzipien eben nicht mehr geeignet für die Herausforderungen der heutigen Zeit.